Sonnenaufgang

Sonstige Themen

(Letzte Überarbeitung am 07.11.2021)

Hier findest Du Themen von mir, die sonst nirgendwo anders auf meiner Homepage reinpassen.
Ich werde diese Seite nach und nach mit Inhalt füllen.

Gedanken übers Altwerden

Ich hatte vor über vier Jahren in einem Forum aus einem gegebenem Anlass das Bedürfnis gehabt, über das Altwerden zu schreiben. (Es war - von Seiten des Teams - eine Bemerkung gefallen, die alten Menschen gegenüber eine gewisse Geringschätzung zum Ausdruck gebracht hatte.) Das Forum gibt es längst nicht mehr. Aber die letzten Jahre haben mir bestätigt, was ich geschrieben hatte. Das Thema bleibt für mich aktuell. Ich habe den Text, wo es notwendig war, ein wenig angepasst.

Dieser Text ist nicht an jemanden speziellen gerichtet. Er soll einzig und allein ein wenig zum Nachdenken anregen. Er wendet sich allerdings hauptsächlich an jüngere Menschen. Die Alten wissen ohnehin meist Bescheid.
Sicher, viele Jungen wollen sich damit nicht befassen. Das Thema ist nicht unterhaltsam und auch nicht lustig.
Alt wird jeder. Mag sein. Aber man selbst ist jung. Das Alter ist in phantastisch weiter Ferne, nahezu unendlich weit entfernt. Genauso ging es mir früher auch. Ein gutes Gefühl.
Aber wenn man auf die Straße geht, sieht man überall alte Menschen. Und es werden immer mehr werden. Dank der Alterspyramide.
Das Alter ist ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft und unseres eigenen Lebens. Alt ist man in der Regel deutlich länger als jung.
Der Anteil an Demenz-Kranken (und anderen schweren Erkrankungen) wird, wie es aussieht, zudem noch weiter ansteigen. Warum weiß man nicht genau, aber es ist erkennbar. Vermutlich spielen einige Umweltfaktoren (Gifte, Strahlung...) eine Rolle dabei.
Ich bin selbst inzwischen 58 und kann deshalb ein wenig mitreden. Außerdem habe ich seit 20 Jahren Multiple Sklerose und noch einige andere körperliche überwiegend chronische Probleme, was mich körperlich noch mal ein ganzes Stück älter fühlen lässt, weil meine körperliche Leistungsfähigkeit nur ein Bruchteil der normalen ist.
(Geistig fühle ich mich allerdings irgendwo zwischen 16 und 50 ??, je nach Laune und Situation )
Ausgesucht habe ich mir das natürlich nicht. Es war irgendwann einfach da oder hat sich so entwickelt, und seitdem ist das eben so.
Sehr viele Menschen haben allerdings körperliche Handicaps. Je älter sie sind, desto mehr. Gesundheit ist ein Luxus, den man gar nicht so häufig findet. (Dass man mit gesunder Lebensweise viele gesundheitliche Probleme mehr oder weniger positiv beeinflussen kann, ist natürlich auch eine Tatsache. Aber das klappt meiner Erfahrung nach leider viel seltener, als man sich das wünscht. Darum geht es hier aber nicht.)
Ich habe früher 20 Monate in einem Alten- und Pflegeheim meinen Zivildienst absolviert. Meine Frau ist Betreuerin in einem Alten- und Pflegeheim und kümmert sich um das seelische und geistige Wohl von alten Menschen. Daher mein Bezug zum Thema.

Es ist noch nicht lang her, da hat eine alte Dame in einer TV-Show einen Satz gesagt, der mich noch lange beschäftigt hat. "Das Alter ist nichts für Weicheier", hat sie gemeint. Und ich denke, das ist eine ganz gute Aussage. Sie hat damit gemeint, dass das Altwerden eine große Herausforderung ist. Viel größer, als jüngere Leute vielleicht meinen. Eine richtig schwere Aufgabe, im ganzen betrachtet.
Stück für Stück werden körperliche Funktionen eingeschränkt oder fallen womöglich ganz aus. Häufig ist das mit mehr oder weniger großen Schmerzen verbunden. Augen. Ohren, Füße, Essen, Gelenke, Zähne, Kopf, Bauch, Konzentration..... Und meist gibt es keine Aussicht, dass das bis zum Tod noch mal besser wird. Solche Dinge zu aktzeptieren erfordert, je nach bisherigem Leben und Charakter, mehr oder wenige Mühe. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, er scheint sich an alles zu gewöhnen. Aber es belastet einen doch, zerrt an den Nerven, an der Stimmung. Besonders wenn immer mehr dazukommt. Die Dinge, die einem im bisherigen Leben selbstverständlich waren, wo es auch undenkbar gewesen wäre, dass man auf sie verzichtet, muss man, eins nach dem anderen, hergeben. Sich von ihnen verabschieden. Und Abschied tut weh. Ist ja ein Abschied für immer. Und so ist Altwerden auch immer mehr ein Sterben auf Zeit.
Den meisten alten Menschen sieht man ihren Lebenskampf in ihrem Gesicht an.
Aber wenn ich genauer in solche alten Geschichter schaue, sehe ich in ihnen auch noch die Jungen, mit ihren vielen Dingen, die sie glücklich gemacht haben. Sie sind wie Du und ich, mit den gleichen Sehnsüchten und Freuden, nur in einem Körper, der das alles nicht mehr richtig mitmachen mag, und gezeichnet von in vielen Jahren erlebten Enttäuschungen und Schmerzen, die einem die Leichtigkeit der Jugend genommen haben. Ob man will oder nicht.
Und weil das Altwerden so anspruchsvoll ist, kann der alte Mensch eines ganz gut brauchen: Rücksicht und Verständnis durch Respekt. Respekt, den jeder Mensch jedem entgegenbringen sollte. Denn sonst wird das Altwerden wirklich zur unerträglichen Qual.
Und vergessst nicht. jeder einzelne von uns hat genau das vor sich und will dann auch, dass man ihn versteht und ihn nicht zusätzlich quält. Das Alter ist ein unvermeidbarer Teil eines jeden Lebens, und auch gar nicht mal so kurz, in der Regel jedenfalls. Und das Leben geht bis zum letzten Tag. Und man hat das Recht darauf, es bis zum letzten Tag genießen zu dürfen, soweit es irgendwie geht.
Auch wenn das Laufen, Sehen, Hören und Denken usw. schwerfällt.

Liebe Grüße - und ein möglichst angenehmes Altwerden ohne Qualen, wenn es mal soweit ist.